Gruselige Eindrücke zum Abschluss

Üblicherweise würde ein Fotograf befinden, dass eine Bewölkung das bessere weil weichere Licht ermöglicht. Und dass, wo der Regen kleine Wasserlachen hinterlässt, bestimmt spannende Reflexionen nicht weit seien. Mag ja sein, trotzdem hätt ich auch Chicago noch ganz gerne bei Sonnenschein erlebt. Stattdessen haben die Wolkenkratzer ihrem Namen für diesmal tatsächlich alle Ehre gemacht.

Sei’s drum. Für mehr als ein paar flüchtige Eindrücke von der Stadt reichen die letzten anderthalb Tage meiner Midwest-Exkursion ohnehin nicht aus. Ich schliesse mich einer (offenbar sehr beliebten) abendlichen Führung an, auf der ein ausgesprochen unterhaltsamer Guide während knapp zweier Stunden Crime- und Spukgeschichten zum Besten gibt, während sich unsere etwa schulklassengrosse Gruppe durch den „Loop“, mehr oder weniger die zentrale Innenstadt mit den meisten Sehenswürdigkeiten, bewegt. Vom Grossbrand von 1871 ist die Rede, vom Serienkiller H. H. Holmes, der sich an der Weltausstellung neue Leichen für den Verkauf an Forscher besorgte und natürlich vom bekanntesten „Stadtoriginal“ überhaupt: Al Capone. Angesichts der ganzen Grauen und Schrecken, die da vermittelt werden, passte das durchgehend trübe Wetter irgendwie gut zur Stimmung.

Ein abendlicher Spaziergang und die Suche nach dem einen oder anderen interessanten Winkel beschliessen meine sechste Foto-Expedition in die Vereinigten Staaten. Viele neue Eindrücke, schöne Erinnerungen an Rachel und ihren Statepark, total etwa 6000 Fotos zur Durchsicht und die Gewissheit, dass ich mich wohl bald an die nächste Reiseplanung machen werde – Ich hoffe mal, das alles hat noch Platz im Handgepäck. Neben ein paar neuen Polo-Shirts — wo das Stück 17 Dollar kostet, kann man nicht viel sagen — könnte es durchaus langsam eng werden.

Auf nach London. Und dann nachhause. 

Flo Schaer

I live in German-speaking Switzerland and have about 15 years of journalism under my belt. While a newsroom offers a daily writing routine, you are forced to use a rather simplified and rudimentary language. That's why I'm looking for a way back to a more resonant, soulful, lyrical, and perhaps more substantial language. In light of the fact that I ultimately want to write stage plays, my focus is definitely on dialogue.

https://www.floschaer.com
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